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Gegen Sexismus am Maienzug und Bachfischet
Beschreibung:
Gegen Studentenverbindungen und Sexismus am Maienzug und am Bachfischet
Schon immer hat es mich gestört, wenn die sogenannten Studentenverbindungen an den schönen, traditionellen Kinderfesten mitdefiliert sind, weil sie einfach nicht ins Bild passen. Es ist unverständlich, dass diese alte Tradition der Verbindungen in Aarau immer noch Unterstützung findet, da sie auf offensichtliche Weise höchstsexistisch agieren und zum Beispiel Frauen und Mädchen als "Bäse" oder Besen bezeichnen. Das darf nicht mehr toleriert werden in der heutigen Zeit. Am Bachfischet heute (22.9.17) haben sie überlaut " de Bach esch do, de Bach esch do sind alle meine Fotzen do" gesungen und direkt dahinter waren kleine Kinder. Das darf nicht sein, dass diese Studentenverbindungen unseren Kindern zeigen, dass es normal ist, Frauen auf diese Weise zu verachten an einem traditionellen Stadtfest und sich niemand dagegen wehrt.
Vorgeschlagene Lösung:
Die Studentenverbindungen sollten ein Verbot für den Maienzug-und Bachfischet-Umzug bekommen
Offizielle Antwort:
Sehr geehrte Damen und Herren
Im Namen der Heinerich-Wirrizunft bestätige ich Ihnen den Eingang Ihres Schreibens vom 24.1.2017, basierend auf der Eingabe von Anaïs Keller, Erlinsbacherstrasse 94, Aarau.
Die Heinerich-Wirrizunft wirkt seit fast 100 Jahren federführend mit beim Bachfischet, sei dies organisierend (u.a. Koordination von Schulen, Polizei, Feuerwehr, IBA, Innenstadt-Geschäften, Verpflegung, Medien) oder materiell (z.B. Schülerverpflegung, Mordschlapf, Jurierung und Preise). Der Brauch selbst ist öffentlich. Der Reiz des Anlasses liegt darin, dass er nicht überorganisiert ist, sondern aus sich selbst lebt, nämlich aus der schlichten Teilnahme der Schülerinnen und Schülern. Dass dies ohne grosses Aufheben klappt, ist in erster Linie einem kleinen OK unter Federführung des Bachfischet-Obmanns aus den Reihen der Wirrizunft und natürlich den Lehrpersonen zu verdanken, die mit ihren Schülerinnen und Schüler die Lampions vorbereiten. Der Bachfischet ist also kein privater Vereinsanlass, die Wirrizunft hat somit keine Befugnisse Verbote auszusprechen.
Seit vielen Jahren marschieren neben den Schul- und Gastklassen von Kindergarten bis Oberstufe auch Kadettenmusik, Pontoniere, Pfadfinder und Verbindungen mit. Letztere nicht an jedem Bachfischet und je nachdem als einzelne Verbindungen oder gemeinsam. Es steht ausserdem weiteren Schulstufen z.B. Privatschulen, aber auch Kantons-, Berufs- oder Berufsmaturitätsschulen frei, am Bachfischet teilzunehmen. Sporadisch sind solche Beteiligungen zu verzeichnen.
Die Heinereich-Wirrizunft nimmt kaum Einfluss auf die Gestaltung des Umzugs und der einzelnen Sujets. Sie mahnt bei der Absprache mit den Schulen und Gruppen einzig, «dass Darstellungen auf den Lampions, welche zu einem öffentlichen Ärgernis oder zu Kontroversen unter den Eltern und Zuschauern Anlass geben können, nicht erwünscht sind. Insbesondere sind politische oder kommerzielle Werbung sowie die Darstellung von Gewaltszenen zu vermeiden» Sie hat aber selbst keine Sanktionsmöglichkeiten bei «Widerhandlungen», die im Übrigen bisher kaum vorkamen.
Die Verbindungen haben in der Vergangenheit am Bachfischet teilgenommen, indem sie entweder mit Fackeln und/oder mit einem Gruppenlampion marschierten und dazu Studentenlieder sangen. Von vielen Besuchern werden sie als visuelle und akustische Bereicherung des Umzugs wahrgenommen.
In der AZ wurde ausgiebig und widersprüchlich über das Verhalten der Verbindungen am letzten Bachfischet berichtet. Selbstverständlich haben am Umzug politische, vor allem aber sexistische oder rassistische Äusserungen keinen Platz. Zunftrat und Bachfischetobmann beobachten jährlich an verschiedenen Orten während dem Bachfischet unter anderem auch das Verhalten der Verbindungen und haben in den letzten Jahren keine solchen Verfehlungen festgestellt. In den Statuten der Verbindungen finden sich weder rassistische noch sexistische Bestimmungen. Darüber hinaus sind die Verbindungen als Vereine von den Kantonsschulen anerkannt und bilden seit bald 200 Jahren Bestandteil der Aarauer Schulen. Aus diesem Grund sieht die Heinerich-Wirrizunft keine Veranlassung die anerkannten Kantonsschulvereinigungen, welche seit Jahrzehnten am Bachfischet-Umzug teilnehmen, vom Bachfischet auszuschliessen. Ob die Heinerich-Wirrizunft überhaupt dazu befugt wäre, als Befürworter des Bachfischet-Brauchtums und Mitorganisator Ausschlüsse einzelner Gruppierungen durchzusetzen, erscheint uns eher eine Frage des öffentlichen Rechtes und nicht der organisatorischen Durchführung eines historischen Anlasses, welcher als Brauchtum seit jeher aus sich heraus lebt.
Paul Knoblauch, Zunftmeister