- Erfolgreich
- Beantwortet
Halbstundentakt für das Fricktal! - Kein Abbau beim Service Public
- SP Bezirk Laufenburg & SP Bezirk Rheinfelden
- 5070 Frick
- Endet am 08.10.2020
- 665Unterstützer
- 200Ziel
- 0Tage verbleiben
Beschreibung:
Die kurzfristige Aufhebung des Halbstundentakts auf der Linie Basel - Zürich (mit Halt in Rheinfelden und Frick) bedeutet für tausende Pendler*innen eine massive Einschränkung.
Damit werden ausgerechnet in der aktuellen Pandemie Ansammlungen von Reisenden gefördert, da diese sich auf eine reduzierte Anzahl Züge verteilen müssen.
Der Mangel an geschultem Fahrpersonal ist ein Resultat der jahrelangen Fehlplanung der SBB. Nun lassen sie einzelne Regionen (u.a. das Fricktal) für ihre Misswirtschaft der letzten Jahre bezahlen. Verspätungen und Ausfälle nahmen jüngst auch auf dieser Linie zu, was auf unzureichende Investitionen in das Rollmaterial und die Infrastruktur zurückzuführen ist. Das ist inakzeptabel.
Dieser Schritt steht auch symbolisch für eine ganze Reihe Abbaumassnahmen beim Service Public. So schliesst zum Beispiel die Post immer mehr Filialen und entfernt sich weiter vom Kerngeschäft. Andere Betriebe, wie die Swisscom, geraten zunehmend unter politischen Druck. Öffentliche Dienstleistungen müssen nicht rentieren, zumal es nicht ihre Aufgabe ist mit Gewinnen anderweitige Steuerausfälle in der Staatskasse zu kompensieren. Ihr Nutzen hat sich an der Qualität des Angebotes und der Erreichbarkeit für alle Menschen zu messen.
Vorgeschlagene Lösung:
Für die personellen Engpässe bei den Lokführer*innen ist eine gerechte und zeitlich begrenzte Lösung ohne den Wegfall ganzer Zugverbindungen zu finden. Es ist nicht fair eine ganze Region dafür zu bestrafen.
Spätestens mit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2020 ist der Halbstundentakt im Fricktal wieder ohne Einschränkungen zu betreiben. Dabei steht auch der Kanton in der Verantwortung bei der SBB vorstellig zu werden und eine rasche Normalisierung einzufordern.
Die SBB müssen gerade im Hinblick auf die Klimakrise zusammen mit den Partnerbetrieben im öffentlichen Verkehr und mit Bund und Kantonen innovative Lösungen finden, um mehr Menschen zum Umstieg auf den ÖV zu bewegen.
Zudem müssen die Bundesbahnen dafür sorgen, dass der Beruf als Lokomotivführer*innen auch für junge Männer und Frauen attraktiver wird.
Offizielle Antwort:
Eure Petition ist uns mit großem Interesse zur Kenntnis gebracht worden. Euer Ansatz hat uns besonders berührt, weil er unser gemeinsames Engagement für einen starken und effizienten öffentlichen Verkehr zeigt. Wir sind sehr betroffen über die Situation, auf die Ihr hinweist und wir setzen alle Hebel in Bewegung für die Wiederherstellung des Normalzustands. Hier möchten wir Euch alle Informationen zur Verfügung stellen, damit Ihr diesen komplizierten Fall, in dem wir uns befinden, verstehen könnt.
Seit Ende August 2020 sehen wir uns mit einem Unterbestand von 211 Lokführerinnen und Lokführer konfrontiert. Begründet ist dieser Unterbestand mit einer zu restriktiven Ressourcendimensionierung der vergangenen Jahre und einer ungenügenden Nachwuchsausbildung. Diesen Planungsfehlern begegneten wir mit einer intensivierten Rekrutierung (bspw. Anwerben von Quereinsteigenden 40+) sowie der Anpassung der Klassenplanung für das Lokpersonal. Die Corona-Krise hat die Situation jedoch zusätzlich verschärft, da viele Weiter- und Ausbildungskurse während längerer Zeit nicht durchgeführt werden konnten. Folglich verschiebt sich der Abschluss der laufenden Ausbildungsklassen um zwei bis vier Monate.
Bis sich die Lage entspannt, werden einzelne Lokführertouren ausfallen beziehungsweise Zugsleistungen durch Busse ersetzt. Diese Angebotsreduktionen traten ab dem 7. September 2020 in Kraft und dauern bis zum Fahrplanwechsel vom 13. Dezember 2020. Diese drei Monate sind deshalb für unseren Betrieb in der ganzen Schweiz äusserst schwierig. Leider ist Eure Region nicht die Einzige, die betroffen ist. Wir mussten daher drastische und schmerzhafte Entscheidungen treffen, dessen sind wir uns sehr wohl bewusst. Diese Entscheidungen garantieren jedoch die allgemeine Stabilität des Zeitplans.
Deshalb handelt es sich somit beim Ausfall des IR36 (Flugzug),um eine von mehreren schweizweiten Massnahmen, um den akuten Lokführerunterbestand aufzufangen. Die Auswahl der Angebotsreduktionen erfolgte nach verschiedenen Kriterien. Ausdünnungen im Bahnangebot werden primär dort eingeleitet, wo der Personalbestand am kritischsten ist. In der Region Mitte sind insbesondere die Lokpersonal-Standorte Olten, Aarau und Basel von den Unterbeständen betroffen.
Für die SBB ist trotz reduziertem Angebot zentral, dass die Transportketten im Rahmen des Möglichen bestehen bleiben und die Kapazitäten sichergestellt sind. Trotzdem müssen die Kundinnen und Kunden mit längeren Reisezeiten rechnen. Mittels aktiver Kundenlenkung und intensiver Kommunikation werden Reisende über die Einschränkungen informiert und auf alternative Verbindungen gelenkt. Sämtliche Anpassungen sind im Onlinefahrplan abgebildet.
Jede Angebotsreduktion ist unerfreulich und wir verstehen Ihren Unmut bezüglich dieser Massnahme, insbesondere aufgrund der Fahrzeitverlängerung. Gemäss heutigem Planungsstand kann die SBB ab dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2020 das Angebot in der Region Mitte wieder vollumfänglich anbieten inkl. dem IR36 (Flugzug). Eine frühere Inbetriebnahme des IR36 (Flugzug) ist leider nicht möglich. Dies würde Lokführerleistungen beanspruchen, die momentan nicht vorhanden sind.
Wir sind uns bewusst, dass diese drei Monate für Euch ebenso schwierig sind wie für uns. Wir bedauern die Notwendigkeit dieser Angebotsreduktionen sehr - insbesondere auch vor dem Hintergrund unserer Bestrebungen zur Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Verkehrs in den vergangenen und künftigen Jahren.
Vincent Ducrot, CEO SBB